“Die Bedeutung von Arbeit in Interviews mit ehemaligen KZ-Häftlingen,” in Gerhard Botz, Regina Fritz, Alexander Prenninger, and Heinrich Berger, eds., Gefangen in Mauthausen: Europa in Mauthausen Vol. 3: Leben und Überleben im Konzentrationslagerkomplex Mauthausen (Vienna: Böhlau), 177-204., 2023
Arbeit spielt im menschlichen Leben eine essenzielle Rolle.1 Sie stiftet Selbstbilder, sichert fi... more Arbeit spielt im menschlichen Leben eine essenzielle Rolle.1 Sie stiftet Selbstbilder, sichert finanziell ab und ermöglicht im besten Fall auch Selbstverwirklichung. Diese Bedeutung der Arbeit wurde vor allem anhand der Lebensgeschichten von Erwerbstätigen schon in den frühen Oral-History-Forschungen ausführlich dargestellt.2 Diese Forschungen haben gezeigt, wie oft Menschen ihr soziales Leben in Abhängigkeit von ihren jeweiligen Arbeitsbedingungen und Arbeitsinhalten konstruieren und bewerten. Auch das Leben von KZ-Häftlingen war maßgeblich von den spezifischen Formen und Bedingungen ihrer Arbeit inner-und außerhalb des Lagers abhängig. Im folgenden Beitrag untersuche ich Bedeutung und Funktion der Arbeit, so wie sie in den Erzählungen im Rahmen lebensgeschichtlicher Interviews mit ehemaligen Häftlingen des KZ Mauthausen geschildert wurden. Die Interviewten waren aus unterschiedlichen Gründen und zu verschiedenen Zeiten vom Herrschaftsapparat des NS-Systems verhaftet worden und mussten an verschiedenen Orten und zu unterschiedlichen Zeiten unter verschiedenen Bedingungen arbeiten. Wie wird die Rolle der Arbeit im KZ-Alltag in den Erzählungen der Überlebenden von Mauthausen beschrieben ? Wird Arbeit im KZ ähnlich wie die Arbeit vor oder nach der Haftzeit charakterisiert, oder wird sie als eine ganz andere Tätigkeit dargestellt und bewertet ? Was wird über sie erzählt und erinnert und was nicht ? «Der Tag im KL wurde von der Zwangsarbeit bestimmt. Sie drückte dem Lagerleben ihren Stempel auf.»3 Mit diesen Worten stellte der Soziologe und Buchenwald-Überlebende Eugen Kogon die Bedeutung der Arbeit für das Leben der Häftlinge im Lager dar. In seiner Formulierung benutzte Kogon die übliche Bezeichnung der Arbeit im KZ als Zwangsarbeit, eine Wortwahl, die «Zwangsarbeit» von «normaler» Arbeit abgrenzt. Diese kategorische Unterscheidung benennt explizit die Machtverhältnisse in den Lagern, in denen die «Arbeitnehmer» Häftlinge waren und Arbeit als wichtiges Mittel des Zwangs und des Terrors diente. Doch die Untersuchung von Arbeit im KZ als ein inhärent anderes Phänomen beschränkt die wissenschaftlichen Interpretationsmöglichkeiten und die Bedeutung, die man mit Blick auf diese Arbeit in Interviews mit
Bookmarks Related papers MentionsView impact
Uploads
Edited Volumes
Papers
This is an English version of: Kobi Kabalek, “Die Wege von Juden nach Mauthausen: Eine integrative Geschichte,” in Alexander Prenninger, Regina Fritz, Gerhard Botz, and Melanie Dejnega, eds., Deportiert nach Mauthausen (Vienna: Böhlau, 2021), 491-507.
This is an English version of: Kobi Kabalek, “Die Wege von Juden nach Mauthausen: Eine integrative Geschichte,” in Alexander Prenninger, Regina Fritz, Gerhard Botz, and Melanie Dejnega, eds., Deportiert nach Mauthausen (Vienna: Böhlau, 2021), 491-507.
חדש של השואה אפשר להפיק מנקודות המבט של הניצולים.