Regensburger Hof

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Lugeck 4 - Regensburger Hof, um 1890
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1410
Datum bisDatum (oder Jahr) bis 1896
Andere BezeichnungAndere Bezeichnung für diesen Eintrag
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  23752
GNDGemeindsame Normdatei
WikidataIDID von Wikidata
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Mittelalter, Denkmal Wappenverleihung
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Paul Harrer: Wien, seine Häuser, Wolfgang Wirsig: Wiener Hofnamen
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Letzte Änderung am 13.09.2024 durch WIEN1.lanm08trj
BildnameName des Bildes HMW 028293.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Lugeck 4 - Regensburger Hof, um 1890
  • 1., Lugeck 4
  • 1., Bäckerstraße 1
  • 1., Sonnenfelsgasse 2
  • Nr.: 751 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 784 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 797 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)


Regensburger Hof (identisch mit 1., Lugeck 4, Bäckerstraße 1, Sonnenfelsgasse 2; Konskriptionsnummer 751).

Er lag zwischen der Oberen und Unteren Bäckerstraße, schloss das Lugeck nach Osten ab, wird ab Ende 14. Jahrhundert (als Regensburger Hof erst 1410) genannt und diente den Regensburger (süddeutschen) Handelsherren als Lagerhaus.

Der Regensburger Hof hält in seinem Namen die Erinnerung an die Kaufleute aus Oberdeutschland wach, die sich neben denen aus Westdeutschland (siehe Köllnerhof) schon frühzeitig östlich des Lichtensteges niedergelassen hatten. Nach H. Scherer: Geschichte des Welthandels I. S. 193, ist der Regensburger Hansgraf bereits unter Leopold V. (1177 bis 1194) im Regensburgerhof zu Wien zu Gericht gesessen, was aber auf Grund der später zitierten Urkunde vom 16. Juli 1398 stark bezweifelt werden darf. Urkundlich bezeugt ist der Hof unter diesem Namen erst 1410. Damals befand sich auf dem Platz vor dem Hofe ein Ziehbrunnen, der den Fleischhauern diente, die hier ihre Stände hatten. Auf Hirschvogels Stadtplan von 1547 wird diese Stelle als "Marcii Curcii Loch" bezeichnet.

Bis 1398 war der Hof ein Marstall des Patriziers Hans von Tirna (dreistöckiges Gebäude mit zwei Eckrondellen, die von zwei ausgebauchten Blechtürmen gekrönt waren, unter den Erkern zwei Steinbüsten [Mann, Weib] in altdeutscher Tracht). Unter einem Bildnis der Stadt Regensburg, das in einer frühen Restaurierung verlorenging, stand: "Mich Regensburger Hof bewahr' allezeit / Die allerheiligste Dreifaltigkeit". Die genaue Lagebezeichnung des Gebäudes lässt kaum einen Zweifel hierüber zu. In der Urkunde heißt es: "Niclas der Würfel der elter, Hanns von Dietreichstockch, Vorstmaister in Österreich und Ruger der Snurer, Stadtrichter in Wien, haben gegeben Nutz und Gewer von dem grozzen haus, das weilent Hannsen von Tirna gewesen ist, an dem Liechtensteg und die Fleischbänke, die dazu gehören und von dem haus, genannt der Lederhof daran und von dem Marstal zwischen den zwei Peckhenstrrazzen hinden gegen das haus über."

Aus einer Urkunde, datiert vom 31. März 1428, ist zu entnehmen, dass sich der Hof an Stelle des vormaligen Marstalls erhob. Er zählte damals zu den bedeutendsten Bürgerhäusern der Stadt und stand unter diesen vielleicht sogar an erster Stelle. Gekrönte Häupter waren wiederholt seine Gäste. Im 15. Jahrhundert gehörte der Hof dem Patrizier Niklas Teschler, der 1425 zu Ehren König Sigismunds vier Festmahle gab. Der glänzendste unter den Bürgerbällen, die in großen Bürgerhäusern gegen den Ausgang des Mittelalters stattfanden, war ein großes Tanzfest, dass die Stadt in Teschlers Hause am 19. Februar 1470 dem Kaiser Friedrich III. und dem König Matthias Corvinus von Ungarn gab. Über dessen hohe Kosten gibt uns die im Stadtarchiv erliegende Kammeramtsrechnung von 1470, fol.118, näheren Aufschluss. Es musste aus Latten und Rahmen (Gestellen) erst ein Tanzboden errichtet, mit übersponnenen Bänken versehen und mit Malereien geschmückt, Brennholz zur Beleuchtung (so!) zweier Stuben geführt, um Acht Pfund Wiener Pfennig Wachs zu Windlichtern gekauft, 41 Achterin (etwa 1 ¼ Eimer) Wein und um Zwei Pfund Pfennig Konfekt angeschafft werden. Kaum billiger war das dem jungen Erzherzog (späteren Kaiser) Maximilian I. am Neujahrstag 1476 bei Teschler gegebene Tanzfest.

Unter geänderten politischen Verhältnissen, als Matthias Corvinus Stadtherr war, gab diese seinem natürlichen Sohn Johannes im gleichen Haus 1486 einen Ball. Die Erfordernisse waren im Allgemeinen die gleichen. Das Konfekt wurde auf fünf Schüsseln vom Apotheker Flander bezogen. Jede Schüssel kostete 5 Pfund Pfennig. Die wichtige Rolle, welche die Apotheker bei diesen städtischen Tanzfesten spielten, erklärt sich daraus, dass sie nicht nur Arzneien und Drogen (was Michel Behaim kurz und grob "dy esels drek" nennt) führten, sondern auch die zum Fackeltanz nötigen Windlichter, welsche Weine und Konfekt von Venedig, dessen Verkauf ihnen allein zustand. Der Wien belagernde Matthias Corvinus später Wien, überbrachte Teschler, der zu den ungarisch Gesinnten gehörte, am 21. Mai 1485 mit fünf Bürgern die Kapitulationsbedingungen der Stadt.

1683 dienten die gewölbten, ebenerdigen Räume des Regensburger Hofs als Munitionsdepot. 1685 erwarb den Hof Franz Cischini, der die Ausführung des Neubaus der Peterskirche überwachte. 1775 wohnte im Hof Eva König, die spätere Gattin Lessings, die 1778 im Kindbett starb. Mit dem Abbruch des Gebäudes im Jahr 1896 verschwand eines der schönsten Bauwerke des 15. Jahrhunderts in Wien aus dem Stadtbild.

Anstelle des Regensburger Hofs wurde 1897 nach Plänen von Franz von Neumann ein Miet- und Warenhaus errichtet (Warenhaus Orendi), dessen Fassade allerdings wesentlich nach Hinten gerückt wurde (lebensgroße Statue Friedrichs III. in einer Fassadennische von Theodor Friedl (Denkmal Wappenverleihung); Gedenktafel in der Bäckerstraße; fälschlicherweise findet sich ein Hinweis auf das Versatzamt). Das Gutenbergdenkmal steht etwa an der Stelle der seinerzeitigen Fassade des Regensburger Hofs. 1992/1993 wurde das Gebäude neu fassadiert und renoviert.

Quellen

Literatur

  • Gerhard Robert Walter von Coeckelberghe-Dützele: Curiositäten- und Memorabilien-Lexicon von Wien. Ein belehrendes und unterhaltendes Nachschlag- und Lesebuch in anekdotischer, artistischer, biographischer, geschichtlicher, legendarischer, pittoresker, romantischer und topographischer Beziehung. Band 2. Wien: [o. V.] 1846, S. 277
  • Felix Czeike: I. Innere Stadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 1), S. 97
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 411
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 4, 1. Teil. Wien ²1954 (Manuskript im WStLA), S. 26-32
  • Hans Markl: Kennst du alle berühmten Gedenkstätten Wiens? Wien [u.a.]: Pechan 1959 (Perlenreihe, 1008), S. 12 f.
  • Neues Wiener Tagblatt, 28.11.1896 (Demolierung)
  • Richard Perger: Niklas Teschler und seine Sippe. In: Jb. 23-25 (1967-69), S. 108 ff., besonders S. 123 ff., 178 ff.
  • Pemmer-Lackner: Die Rotenturmstraße. in: WGB11. 25 (1970), S. 9 f.
  • Emmerich Siegris: Alte Wiener Hauszeichen und Ladenschilder. Wien: Burgverlag 1924, S. 74