Tiroler Urkundenbuch

Edition der Geschichtsquellen des historischen Raums Tirol

Das Tiroler Urkundenbuch (kurz: TUB) ist eine Edition der ältesten Geschichtsquellen des historischen Tiroler Raumes, der neben dem heutigen österreichischen Bundesland Tirol (Nord- und Osttirol) auch Südtirol und das Trentino umfasst.

Cover der 2. Abteilung des Werks

Das monumentale Werk erschien in zwei Abteilungen, die jeweils im Auftrag des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum in Innsbruck herausgegeben wurden.

Geschichte

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Vorarbeiten

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Geschichtliche Vorarbeiten leisteten die Historiker Oswald Redlich und Hans von Voltelini als auch zahlreiche Mittelschulprofessoren wie Albert Jäger, Justinian Ladurner, Josef Egger, die zum Teil dem 1872 gegründeten „Akademischen Historikerklub“ angehörten.[1] Daneben ist noch der Heraldiker Konrad Fischnaler zu nennen.

Bereits existierende Urkundenbücher anderer Regionen konnten als Vorlage dienen, zum Beispiel das Oberösterreichische Urkundenbuch, das ab 1852 vom Oberösterreichischen Musealverein herausgegeben wurde, oder das Urkundenbuch des Herzogthums Steiermark, das der Historische Verein für Steiermark ab 1875 herausbrachte.

Erste Abteilung

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In den Jahren 1937–1957 bearbeitete der Südtiroler Historiker Franz Huter die Erste Abteilung des Tiroler Urkundenbuches. Diese bietet die historisch-kritische Edition der Geschichtsquellen des Raumes um Bozen und Meran, insbesondere des Vinschgaus, des Burggrafenamts, Überetsches und Bozner Unterlands bis Salurn. Diese Gebiete waren Teil der Diözesansprengel der Bischofskirchen von Trient und Chur und stellten einen zentralen Übergangsraum zwischen den deutsch- und italienischsprachigen Gebieten des römisch-deutschen Reichs dar.[2]

Zweite Abteilung

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Ab 2009 wurden in der Zweiten Abteilung die nördlicher gelegenen Landesteile erschlossen, die historisch Teil der kirchlichen Einflusssphären von Brixen und Salzburg waren. Es handelt sich um das Pustertal, das Eisacktal und das Tiroler Inntal mit ihren jeweiligen Einzugsgebieten und Seitentälern. Dieses jüngere Publikationsvorhaben wurde auch vom Südtiroler Landesarchiv gefördert und unterstützt.

Beschreibung

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Das territorialgeschichtlich konzipierte Werk stellt die urkundlichen Quellen des Früh- und Hochmittelalters zur Geschichte eines Kernraums der Alpen zusammen und ist eine wichtige Grundlage zur Erforschung einer zentralen europäischen Kulturlandschaft, die aufgrund ihrer Mittlerstellung eine stark entwickelte frühe Schriftlichkeit aufzuweisen hat.

Die regionale Besonderheit des Gebiets kommt darin zum Ausdruck, dass hier gleichzeitig Traditionsnotizen bayerisch-österreichischer Prägung neben Siegelurkunden und romanistisch geprägten Notariatsinstrumenten in Verwendung standen.[3]

Editionen

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  • Franz Huter (Bearb.): Tiroler Urkundenbuch. Herausgegeben von der historischen Kommission des Landesmuseums Ferdinandeum in Innsbruck. I. Abteilung: Die Urkunden zur Geschichte des deutschen Etschlandes und des Vintschgaus. 3 Bände, Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 1937–1957.
    • I. Band: Bis zum Jahre 1200. Innsbruck 1937 (digital.tessmann.it).
    • II. Band: 1200–1230. Innsbruck 1949.
    • III. Band: 1231–1253. Innsbruck 1957.
  • Martin Bitschnau, Hannes Obermair (Bearb.): Tiroler Urkundenbuch. II. Abteilung: Die Urkunden zur Geschichte des Inn-, Eisack- und Pustertals. Hrsg. von der Tiroler Landesmuseen-Betriebsgesellschaft m. b. H. 2 Bände, Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 2009–2012.

Siehe auch

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Literatur

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  • Richard Heuberger: Bericht über den Fortgang der Arbeit am südtirolischen Urkundenbuch 1911–1914. In: Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg III/58 (1914), S. LXXXV–LXXXVII.
  • Richard Heuberger: Aufgaben der tirolischen Urkundenforschung. In: Forschungen und Mitteilungen zur Geschichte Tirols und Vorarlbergs 16/17 (1920), S. 14–57.
  • Walter Landi: Otto Rubeus fundator. Eine historisch-diplomatische Untersuchung zu den karolingischen und ottonischen Privilegien für das Kloster Innichen (769–992). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 2016, ISBN 978-3-7030-0879-5.
  • Hannes Obermair: Edition und vormoderne Gesellschaft. Arbeitsbericht zum „Tiroler Urkundenbuch“. In: Geschichte und Region/Storia e regione 1, Heft 1, 1992, S. 109–119 (PDF).
  • Hannes Obermair, Martin Bitschnau: Die Traditionsnotizen des Augustinerchorherrenstiftes St. Michael a. d. Etsch (San Michele all’Adige). Vorarbeiten zum „Tiroler Urkundenbuch“. In: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 105 (1997), S. 263–329 (PDF).
  • Hannes Obermair, Martin Bitschnau: Le notitiae traditionum del monastero dei canonici agostiniani di S. Michele all’Adige. Studio preliminare all’edizione della Sezione II del „Tiroler Urkundenbuch“. In: Studi di Storia Medioevale e di Diplomatica 18 (2000), S. 97–171 (centri.univr.it ZIP-Dateiformat; 373 kB).
  • Hannes Obermair: Nation-Building facendo edizioni? Il «Tiroler Urkundenbuch», Richard Heuberger, Franz Huter e Otto Stolz. In: Giuseppe Albertoni et al. (Hrsg.): La storia va alla guerra. Storici dell’area trentino-tirolese tra polemiche nazionali e primo conflitto mondiale (= Studi e Ricerche. Band 18). Università degli Studi di Trento, Trento 2018, ISBN 978-88-8443-825-6, S. 285–300 (italienisch).
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Einzelnachweise

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  1. Hans Kramer: Tiroler Mittelschulprofessoren als Geschichtsforscher und -schreiber. In: Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum. Band 58, 1978, S. 121–130 (zobodat.at [PDF]).
  2. Vgl. Wolfgang Huschner, Eckhard Müller-Mertens: Reichsintegration im Spiegel der Herrschaftspraxis Kaiser Konrads II. Weimar 1992, ISBN 3-7400-0809-1.
  3. Hannes Obermair: The Use of Records in Medieval Towns: The Case of Bolzano, South Tyrol. In: Marco Mostert, Anna Adamska (Hrsg.): Writing and the Administration of Medieval Towns: Medieval Urban Literacy I (= Utrecht Studies in Medieval History. Band 27). Brepols, 2014, ISBN 978-2-503-54959-0, S. 49–68, Bezug S. 53 ff., doi:10.1484/M.USML-EB.1.101928.
  4. Besprechung von Romedio Schmitz-Esser in: Mediävistik. 24 (2011), S. 432–434.
  5. Besprechung von Enno Bünz in: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte. 66 (2016), S. 164–165, doi:10.15463/rec.reg.1100970942 (online).
  6. Besprechung von Mark Mersiowsky in: Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte. 75 (2016), S. 550–551.